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                                            Bilder von Louis



Nachdem wir 1993 vom Süden in den Norden auf's Land gezogen sind, entschlossen wir uns, ein neues Familienmitglied, sprich einen Hund, zu adoptieren.
Die Rasse war kein Thema, da wir uns alle in Sally, die Australian Shepherd Hündin eines Freundes, verliebt hatten. Da sowieso geplant war, daß Sally einmal Mama werden sollte, haben wir uns gleich für eines der Welpen angemeldet.
Es dauerte auch garnicht lange und noch im Oktober 1993 kamen 7 süße Welpen zur Welt.
Da mein Mann zu der Zeit gerade geschäftlich im Süden unterwegs war, nutzte er die Gelegenheit, sich den Wurf anzuschauen und zu sehen, welcher der 7 denn wohl am besten zu uns paßt.
Die Wahl fiel ihm wohl sehr leicht, da ihm gleich der frechste und dickste Winzling entgegenstolperte.
Von dem Moment an war das "unser Louis"!
Wir mußten natürlich noch eine Weile warten, bis wir ihn endlich holen konnten, doch nach 8 Wochen wurde er endgültig abgenabelt und kam zu uns.

Für mich war es zunächst mal eine große Umstellung und ich brauchte eine ganze Weile, um mich an den Dreck, den er mit ins Haus brachte, zu gewöhnen und nicht gleich mit dem Wischer hinter ihm her zu flitzen. Doch je relaxter ich diesbezüglich wurde, um so größer wurde auch meine Liebe zu ihm.

Der Australian Shepherd ist ein außergewöhnlich intelligenter Hund und unser Louis gehörte wohl zu den Hochbegabten. Leider hatte er sich diesbezüglich die falsche Familie ausgesucht - wir hatten nämlich von Hunden alle keine Ahnung, da es unser erster Vierbeiner war.
Der schlaue Louis hat das aber ganz schnell gemerkt und still und heimlich das Kommando übernommen.
Da er Menschen über alles liebte, ließ er mit Freude jeden rein, jeder ohne Ausnahme wurde von ihm zur Begrüßung geküßt (nur auf den Mund) und er mischte sich auch ständig durch um Aufmerksamkeit heischendes Bellen in die Gespräche ein.
Kurzum - wenn wir Freunde treffen wollten, wurde das an einen neutralen Punkt verlegt, wo Louis nicht mit hin durfte.
Hätten wir damals bereits gewußt, das der kleine Kerl einfach unterfordert war, wäre sicher einiges anders gelaufen.
Ein Beispiel: Unsere Tochter war mit ihm spazieren und kam an einer Koppel mit Pferden vorbei. Louis, kontaktfreudig wie er war, lief natürlich gleich hin und wollte mit den großen Kameraden spielen. Die hatten aber keine Lust und eines von diesen Ungetümen holte einmal aus und Louis fand sich mit einem Schmiss, zum Glück knapp neben dem Auge, 2 Meter weiter wieder. Gottseidank ist weiter nichts passiert, aber sobald wir in Zukunft Richtung Koppel gingen, spielte Louis verrückt, sprang an uns hoch und drängte uns den Weg zurück. Er wollte uns einfach sagen, daß das zu gefährlich ist.
Raffiniert wie er war, hat er sich, (was ich immer und überall, wenn ich sowas gehört habe, unmöglich fand) auch so nach und nach einen Platz erobert, der eigentlich garnicht geht, nämlich in unserem Bett. Das fing ganz langsam an: erst lag er vor dem Schlafzimmer, dann kämpfte er sich vor bis vor das Bett und irgendwann ist er dann eines Nachts, als wir fest schliefen, ganz vorsichtig reingehüpft, hat sich ganz klein eingerollt und bis morgens nicht mehr bewegt.

Zunächst wartete er abends immer, bis mein Mann schlief, kam dann auf meine Seite, stupste mich mit seiner Nase an und schaute so treuherzig mit seinen hellen braunen Augen, daß ich dahinschmolz wie Butter in der Sonne und leise "hopp" sagte. Schwupp, sprang er geschickt über mich hinweg und legte sich, ohne meinen Mann auch nur einmal zu berühren, ans Fussend und ward bis morgens nicht mehr zu spüren.

Louis hatte sich also sein Plätzchen im Bett erobert!

Von da an habe ich natürlich eine Decke auf's Bett gelegt, doch manchmal kroch er trotzdem hoch und lag auf dem Rücken und alle viere von sich gestreckt zwischen uns. Dabei ist es einmal passiert, daß ich gedacht habe, mein Mann hätte verschlafen und ihn erschrocken angestupst und gesagt habe: Schatz, steh auf! Doch es war Louis, der da ruhig atmend neben mir lag.

Als Louis 1 Jahr alt war, sind wir für 3 Wochen in die Staaten geflogen, weil unsere jüngere Tochter dort gerade für ein Jahr zum Schüleraustausch war und wir sie doch gern besuchen wollten. Doch wohin so lange mit unserem Vierbeiner? Eine Pension kam nicht in Frage, das hatten wir mal für ein paar Tage probiert und bekamen einen total heiseren (vom vielen bellen) und beleidigten Hund zurück. Zwei Tage hat er uns nicht mehr angeschaut.
Also was tun?

Eine liebe Nachbarin hat sich dann bereit erklärt, ihn zu sich zu nehmen. Dort hatte er es wirklich prima getroffen, hat sich sogar mit der Katze vertragen und wo hat er wohl geschlafen? - Na klar: im Bett!!
Von da an hatte Louis zwei Familien.
Wenn er mal ausgerückt ist, wozu er wirklich jede Gelegenheit genutzt hat, konnte ich ihn in der Regel bei Nachbar's abholen. Dort ist er um's Haus gelaufen und hat seine Nase an die Terrassentür gequetscht, bis sie ihm aufgemacht haben. Danach ist er im affenzahn in die Küche und hat den Katzennapf leergefressen.

Und dafür wurde er dann auch noch geherzt und gestreichelt - wenn das kein tolles Hundeleben ist!

Überhaupt - Fressen war seine große Leidenschaft.

Ich erinnere mich noch gut, wie wir von einem Urlaub an der Nordsee (mit Louis) zurückkamen, es war ein Sonntag und gleichzeitig kamen Schwiegermama, Schwägerin und Neffe für ein paar Tage zu Besuch. Zum Glück hatte ich noch einige Bratwürstchen eingefroren, die wir grillen wollten, da ja Sonntag war und die Tankstellen noch nicht so gut bestückt waren wie heute.
Also kaum angekommen erst einmal die Würstchen aus dem Gefrierschrank geholt, damit sie auftauen konnten. In der Zwischenzeit kam dann auch der Besuch und wir haben zunächst einmal Kaffee getrunken.
Plötzlich meinte jemand: wo ist eigentlich Louis? Gerufen, gesucht, nicht gefunden. Wir mal wieder die Leine geschnappt und uns auf die Suche gemacht. Bei Nachbar's war er komischerweise nicht, wo also jetzt suchen? Plötzlich kommt uns Louis entgegen und schaut ganz verwundert, was wir denn alle da auf der Straße machen. Wir wieder rein ins Haus und plötzlich überfiel mich siedendheiß ein Gedanke - "die Würstchen"!!
Ich also in die Küche und tatsächlich: alle weg!
Da hat der Kerl doch in aller Ruhe so an die 10 Bratwürste gefressen und ihm ist nicht mal schlecht geworden!!!

Apropos Türen - in welcher Form auch immer, er bekam sie auf.
Wir haben eine wirklich große Terrassentür, bei der man erst einen Hebel umlegen muß, um sie dann aufzuschieben. Das ganze hat Louis sich 2 mal angeschaut, dann war das Ding gebongt und er wußte, wie er in den Garten kam. Bei uns war nachts oft "Nacht der offenen Tür", was uns aber nicht weiter beunruhigt hat, da an louis eh keiner vorbei gekommen wäre. Zum Glück wußte ja nicht jeder, daß er nur küßt!! Auf Wanderschaft konnte er in der Regel nicht gehen, denn in der Zwischenzeit hatten wir alles eingezäunt. Das hat ihn zwar nicht immer gehindert, es ihm aber nicht so leicht gemacht. Wir mußten recht häufig wieder Schlupflöcher stopfen.
Ja, was soll ich sagen, nach allem Vorbehalt, den ich am Anfang hatte, wurde Louis wirklich meine große Liebe. Urlaub kannten wir nur noch aus den Erzählungen anderer, da unser Hund sich zuhause am wohlsten fühlte und ich mich dann natürlich auch. Wenn eines der Kinder sich bereit erklärte, daheim zu bleiben, kam es schon mal vor, daß ich mit meinem Mann ein paar Tage wegfuhr, aber ich hab mich dann wirklich gefreut, wieder heimzufahren. Zum Glück ging es meinem Mann ähnlich, so daß es deswegen keine Unstimmigkeiten gab. Aber verstehen konnte das sonst kaum jemand.

So ging es lustig und munter weiter bis November 2003. Louis war inzwischen 10 Jahre, wog 40 Kilo, (10 zuviel) war ruhiger geworden, lief nicht mehr weg und suchte auch keinen Streit mehr mit anderen Hunden.
Wir gingen wie jeden Morgen mit seinen Freunden Mira (Golden Retriever), Rica (Bobtail) und Bobby (Berner Sennenhund) aufs Feld.
Louis trottete vor uns her und die anderen 3, noch etwas jünger, hatten ihren Spaß und tobten durch die Gegend. Manchmal paßten sie nicht auf und jeder von uns Hundebesitzer hat schon im Dreck gelegen, was wir, da nichts passiert war, immer sehr lustig fanden.
Doch an diesem Morgen erwischten sie mich so unglücklich von vorne, daß mir nur noch der Weg ins Krankenhaus blieb - Tibiakopffraktur = Schienbeinkopf gebrochen". Das hieß: 2 Wochen Krankenhaus und 8 Wochen Krücken. Es war eine furchtbare Zeit, weil man sich echt nutzlos vorkommt. Der Morgen- und Nachmittagsspaziergang fiel weg und auch sonst ist man sehr eingeschränkt.
Doch das Schlimme war: auch Louis baute in der Zeit mächtig ab. Er wurde zwar zu den Spaziergängen wie bisher abgeholt, war aber einfach nicht mehr der Alte.
Ich wurde so nach und nach wieder fit, doch Louis sah man sein Alter schon sehr an.

Das Jahr ging vorbei, Louis wurde 11 Jahre alt und hat wie immer Geburtstag gefeiert, es kam Weihnachten. Er freute sich darüber, daß die ganze Familie einschließlich Opa zusammen war und war gut drauf. Was er allerdings nicht mehr konnte, war allein ins Bett zu springen. Er bekam die Hinterbeine nicht mehr richtig hoch und wir mußten ihm helfen. Natürlich haben wir den Arzt konsultiert, er schob es aber auf's Alter.

Dann kam der Tag im Februar 2004, an dem Louis nicht mehr fressen wollte und das war wirklich Alarmstufe 1. Leider war Samstag und wir konnten nicht gleich zum Tierarzt. Da es aber auch am Sonntag nicht besser wurde und unser Wirbelwind nur noch wie ein Häufchen Elend dalag, sind wir doch zum Notarzt gegangen. Dort wurde er untersucht, die Diagnose lautete: eine Virusinfektion. Er bekam eine Infussion und Medikamente für zuhause und wir den Ratschlag, doch, wenn es nicht besser wird, unseren Tierarzt wieder aufzusuchen.

Die folgende Nacht habe ich mit Louis im Wohnzimmer verbracht, damit er, wann immer er gern wollte, in den Garten konnte. Ich hatte immer das Gefühl, daß die frische Luft ihm guttat.
Es wurde nicht besser, im Gegenteil und ich stand am nächsten Morgen, den 17.02.04, wieder in der Praxis.
Diesesmal wurde er komplett auf den Kopf gestellt, was ihm garnicht behagte, da er furchtbar ungern zum Tierarzt ging. Zunächst wurde geröntgt und was dabei rauskam, war ein Schock:
Louis hatte einen großen Tumor in der Milz.

Per Ultraschall konnten wir dann auch sehen, wie weit es bereits fortgeschritten war. Der Bauchraum sah schlimm aus.
Die einzige Hoffnung war die sofortige Operation.
Ich war natürlich gleich einverstanden und blieb bei ihm, bis die Narkose wirkte.
Ich sehe immer noch seine traurigen Augen vor mir, die mich zu fragen schienen: Was macht ihr nur mit mir, warum kann ich nicht nach Hause!!
Es tat so weh, ihn dalassen zu müssen, aber es war doch seine einzige Chance.

Am Nachmittag rief unsere Tierärztin an, um mir mitzuteilen, daß die OP gut verlaufen ist, Louis auch bereits kurz aufgewacht sei, aber sehr sehr schwach und noch lange nicht über den Berg sei. Sie bat mich, nicht zu kommen, da ihm die Aufregung eher schaden könnte, was ich absolut nachvollziehen konnte. Leider stand ich ganz allein mir dem Problem da, weil unsere Kinder bereits nicht mehr zuhause wohnten und mein Mann gerade geschäftlich in Italien war. Natürlich standen wir in telefonischem Kontakt, aber die Entscheidungen mußte ich letztendlich allein treffen.
Abends um 22:00 Uhr kam dann der Anruf:

Louis hat es nicht geschafft! 

Der Schmerz war furchtbar, aber das Schlimmste war für mich, daß ich nicht bei ihm war.
Der Gedanke daran tut mir heute noch so weh, daß ich schon wieder hier sitze und flenne.

Im Endeffekt war es für Louis das Beste, denn das wäre kein lebenswertes Leben mehr für ihn gewesen. Das, und die schönen und verwöhnten Jahre, die er hatte, trösten mich ein wenig.

Die nächste Zeit war für mich ganz schlimm. Ich habe meinen Louis vermißt, ich habe die Spaziergänge mit unserem zwei- und vierbeinigem Rudel vermißt, es ging mir einfach schlecht.
Um mich abzulenken, habe ich angefangen, zur gewohnten Zeit morgens um 8:00 Uhr zu joggen. Dabei habe ich es immer so eingerichtet, daß ich das letzte Stück mit den anderen gegangen bin.
Kaum zuhause angekommen, habe ich im Internet Hundeseiten durchgesucht.

Wir haben immer gesagt, wenn Louis einmal nicht mehr ist, werden wir alles an Reisen etc. nachholen, was wir jetzt verpassen. Und einen Hund wollten wir uns nicht mehr anschaffen, um endlich mal unabhängig zu sein. Als es dann tatsächlich so weit war, hat mich nichts anderes als ein Hund mehr interessiert. Ich wußte einfach, wenn ich wieder normal werden soll und nicht in Depressionen verfallen will, muß ein neuer Hund ins Haus. Natürlich nicht als Ersatz, sondern um wieder eine Aufgabe für mich zu schaffen. Zum Glück hat auch mein Mann das sehr schnell erkannt und sechs Wochen nach dem Tod von Louis kam Jule zu uns. Doch die Geschichte erzähle ich Euch in einer anderen Rubrik.

Eines ist sicher:
Jule kann und soll Louis nicht ersetzen, so lieb und süß sie auch ist.

Louis war einfach ein einmaliger Lebensgefährte!!

                                                                                

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